Chronik unserer Gedenkkapelle

 

 Unsere Verstorbenen
 
 
Im Rahmen von damaligen Landesverbandsseminaren (1970 - 1972) im Stift Reichersberg am Inn wurde durch die Dozentin für Kleindenkmalpflege des Landes OÖ, Frau Prof. Dr. Katharina Dobler der Wunsch an die OÖ Vereine herangetragen, bestehende Kleindenkmäler in den Gemeinden zu sanieren oder neue Kleindenkmäler neu zu errichten. Dieser wurde durch alle Teilnehmer sehr gut aufgenommen und transportiert. Dieser Wunsch wurde durch unsere Vereinsmitglieder Rathuber Johann und Streicher Hermann im Verein vorgetragen.

 

Nach eingehender Diskussion fasste der Vereinsvorstand im Jahre 1975 den Beschluss, eine eigene Gedenkkapelle für die verstorbenen Mit­glieder des Vereines zu errichten. Nunmehr ging es daran den richtigen Standort für ein Vereinskapelle zu finden. Da im westlichen Bereich von Neuhofen mehrere Kreuze und Kapellen bereits bestanden machte unser Ortspfarrer Mathias Jungreithmayr den Vorschlag, sich doch im ostwärtigen Teil Neuhofens, in Freiling oder Lining, umzusehen. Der Vorschlag brachte neue Bewegung in die Diskussion. So fanden unsere Mitglieder in der Nähe des landwirtschaftlichen Anwesens der Fam. Leeb, vulgo Pölln, entlang der Straße von Neuhofen nach Lining, Richtung St. Marien, ein verkommenes Wegkreuz. Geschichtliche Grundlage konnte man bislang nicht erforschen.
 
Nach Vorgespräch  mit der Fam. Leeb am 29.12.1975 einigte man sich, am Standort des desolaten Wegkreuzes, die Vereinskapelle zu errichten. Obmann Franz Edlmayr führte am 16.Jänner 1976, unterstützt durch Ehrenmitglied August Schröckmayr, Schriftführer Hermann Streicher sen. und Pfarrer Mathias Jungreithmayr, mit der Familie Leeb ein diesbezügliches Gespräch. Berta und Karl Leeb sen. erklärten sich bereit, dem Trachtenverein Neuhofen den Grund im benötigten Ausmaß kostenlos zur Verfügung zu stellen und solange im Grundnutzungsrecht des Trachtenvereines oder dessen Nachfolger zu belassen, solange eine Kapelle oder ein sonstiges Denkmal des Vereines auf diesem Grund und Boden steht.
 
Nun ging man an die Arbeit um das sich vorgenommene Werk auch entstehen zu lassen. In der Funktionärsbesprechung am 12. März 1976 berichtete Ehrenmitglied August Schröckmayr bereits über die bisher geleisteten Vorarbeiten. Er legte bereits einen von Franz Brandstetter bzw. Hr. Architekt Zachhuber erstellten Bauplan vor und erläuterte diesen. Bei dieser Besprechung wurden auch Vorschläge über die Finanzierung diskutiert und das Ansuchen um Baubewilligung beschlossen. Am 30. März 1976 wurde schließlich die Bauverhandlung durchgeführt. Die Beteiligten waren der Leiter der Verhandlung, Hr. GR Norbert Enzenhofer, der Bausachverständiger Baumeister Franz Kaun, die bauausführende Fa. Derndorfer KG vertreten durch Hr. Franz Brandstetter und für den Trachtenverein Obmann Stellvertreter Georg Kühböck sen. und Schriftführer Hermann Streicher,  sowie Hr. Karl Radlgruber als Obmann der Güterweggemeinschaft Freiling, Familie Berta und Karl Leeb als Grundeigentümer. Also Schriftführer fungierte Hr. Alfred Kranawetter.
 
Mit Baubewilligungsbescheid vom 5. April 1976 konnte die Neuerrichtung der Kapelle begonnen werden. Obmann Franz Edlmayr und Ehrenmitglied August Schröckmayr waren unterdessen bereits fest bei Firmen und Privatpersonen unterwegs um Baumaterialien, Arbeitsleistungen und finanzielle Unterstützung zu erbitten, um damit dem Vorhaben den Erfolg zu sichern. Im Besonderen wurde dieser Kapellenbau aber durch unseren Baumeister Dipl. Ing. Franz Derndorfer und dem Ziegelwerk Neuhofen, Hr. Dipl.Ing. Obermayr unterstützt. Es war beeindruckend wie die Firmen aus Neuhofen und Umgebung, aber die Bevölkerung sich bereit erklärten, dieses Vorhaben durch Spenden etc. zu unterstützen.
 
Zwei kleine Episoden
EO Edlmayr Franz erinnerte sich noch daran, als Berta und Karl Leeb bei der Schenkung des Grundstückes an den Verein ihrer Hoffnung Ausdruck verlieh, der Herrgott möge ihr durch diese Tat vielleicht das Augenlicht wieder zurückgeben, so viel Hoffnung!
Die andere Seite war, das natürlich nicht nur Zustimmung seitens der Bevölkerung gab. Vorhaben. EO Franz Edlmayr betont, dass beim Verkauf von Bausteinen - als finanzielle Unterstützung des Bauvorhabens - mehrere Personen eine diesbezügliche Spende strikt abgelehnt hatten.
 
Bauablauf und Spenden
Unter der Bauaufsicht von unserem EM August Schröckmayr – es war dies für ihn eine Lebensaufgabe - wurde händisch, durch Vereinsmitglieder, die Grundfeste ausgegraben. Das benötigte Schalungsmaterial und das Holz für den Dachstuhl wurde von Baumeister Derndorfer kostenlos zur Verfügung gestellt und von August bzw. Johann Schröckmayr dem Zwecke entsprechend verarbeitet. Vom Ziegelwerk Obermair erhielten wir unentgeltlich das notwendige Ziegel- Baumaterial. Fa. Stefan Pfeffer stellte den gesamten Schotterbedarf, samt Lieferung zur Verfügung. Bei der Firma Baustoffe und Landesprodukte Fritz Egger war man gleichfalls im Freundeskreis – holt`s euch was brauchst - Betoneisen, Sand, Zement, Mauerbinder usw., nach Fertigstellung wird dann abgerechnet! - berichtet EO Edlmayr.
 
Selbst die Nettingsdorfer Betriebsfeuerwehr stellte sich in den Dienst und stellte ihren Tankwagen-Anhänger zur Verfügung um das notwendige Wasser für die Bauarbeiten herbei bringen zu können. Strom und Verpflegung gab es von unserer Familie Leeb. Die Spenglerarbeiten wurden durch die Firma Gildinger erbracht. Für die Wandverkleidung durch Eternit konnte durch Obmann Edlmayr von der Nettingsdorfer Papierfabrik die Spende des benötigten Materials erreicht werden. Pfarrer Mathias Jungreithmayr ersann sich seines Studienkollegen Hr. Hatschek – Firma Eternit Hatschek, Vöcklabruck – und bat diesen die Eindeckung und Vertäfelung der Außenwände für unseren Kapellenbau zu spenden (1987). Diese Bitte wurde nicht ausgeschlagen und so stellte die Glaserei Eduard Leitner seinen Lieferwagen zur Verfügung um das benötigte Material aus Vöcklabruck abholen zu können. Die Eindeckung erfolgte von der Spenglerei Gildinger, Neuhofen.
 
Die Wandvertäfelung wurde von Hr. Rudolf Strasser, aus St.Marien, kostenlos durchgeführt. Die gesamte kostenlose Gestaltung der Fenster-, Türrahmen, des Opferstockes, des Weihwasserbehälters, der Kerzen- und Statuenhalterung sowie der Gedenkbuchhalterungen wurden von Fritz Gröbner und Martin Aichmair in mühevoller händischer Arbeit erstellt. Die Fensterbemalung und Beschriftung bei der Tür der Gedenkkapelle spendete Gottfried Angermann sen. So konnte man schließlich die Verputzarbeiten vorantreiben. Diese leisteten Hans Adelsmayr, Leopold Mayer und Gustl Michlmayr. Nun konnte man die Verlegung der Bodenfliesen vornehmen. Die Fliesen hierfür waren eine Spende der Firma Merzeder und wurden durch Franz Ferner mit dem Hinweis kostenlos verlegt, dass sein verstorbener Bruder im Gedenkbuch darin verewigt wird.
 
Nun ging es ans Gestalten des Innenraumes. Über Ansuchen im Stift Kremsmünster - nach Befürwortung durch Pfarrer Mathias Jungreithmayr -  um Überlassung der Marienstatue aus der alten Pfarrkirche für unsere Gedenkkapelle, kam auch hierzu die freudige Mitteilung der kostenlosen Überlassung der Marienstatue. Die Statue wurde durch Malermeister Wolfsegger kostenlos generalsaniert. Es wurde von Adam Hahn jun. schließlich entsprechendes Holz besorgt und von ihm daraus der Altar bzw. 4 Hocker gefertigt.
 
Der Vorplatz wurde mit Waschbetonplatten versehen, um so die Pflege zu erleichtern. August Schröckmayr betonierte eigenhändig das Grundgerüst einer Rastbank und fertigte diese gleichfalls mit entsprechendem Holz. Die Gärtnerei Zachl aus St.Marien spendete für die Begrenzung die notwendigen Sträucher eines so genannten lebenden Zaunes. Die Familie Rumetshofer Karl und Rosa spendeten aus ihrem Wald in St.Georgen am Walde drei wunderschöne Blaufichten, um die Kapelle seitlich zu begrenzen.
 
Nach mehr als 1000 freiwillig geleisteten Arbeitsstunden der Helfer aus der Bevölkerung sowie der Vereinsmitglieder, der vielen Spenden bzw. Arbeitsleistungen von Firmen und der Bevölkerung konnte bereits am 19.September 1976, nach nur 5 Monaten Bauzeit, die Einweihung der Gedenkkapelle durch Pfarrer Pater Mathias Jungreithmayr vorgenommen werden. Trotz der vielen Spenden und Eigenleistungen, sowie Einnahmen aus dem Verkauf von Bausteinen leistete der Trachtenverein noch einen finanziellen Beitrag von rund 25.000.-- Schilling.
 
 
Erhaltung und Pflege
Seit 1976 obliegt dem Trachtenverein die Erhaltung und Pflege der vereinseigenen Kapelle, die gerne von Neuhofener Bevölkerung, aber auch von auswärtigen Gästen besucht wird. So finden alljährlich Maiandachten und gelegentlich auch Gedenkmessen statt. Die erste Trachtenhochzeit bei unserer Kapelle war anlässlich der Trauung von Anneliese Punzenberger und Georg Schatz am 29.7.1978, welche Trachtenpfarrer August Daxberger, aus Aschach/Donau, vornahm.
 
Dem Grundgedanken der Errichtung der Kapelle entsprechend ist, unseren vermissten und verstorbenen Vereinsmitgliedern in Buchform, in Wort und Bild, ein Ehrenplatz zur bleibenden Erinnerung gegeben worden. Ererbtes bewahren in Brauchtum und Tracht, dieser Spruch ziert die Vereinsfahne, der Bau der Vereinskapelle erfüllt uns daher mit großem Stolz.
 
Sanierung, Wartung und Adaptierung
Durch Witterungseinflüsse wurden im Jahre 1990 verschiedene Sanierungsarbeiten, wie Neuverglasung der Fenster durch die Glaserei Leitner, sowie durch die Fa. Wolfinger Dachreparaturen durchgeführt. Auch eine Neuanfertigung von Gedenkbüchern, für unsere Verstorbenen und die Anbringung eines Fahnenmastes wurde durch Franz Fischer, vorgenommen. Im Jahre(1996) wurde die Eingangsverglasung mit Schrift neu angefertigt.
 
Als bleibende Erinnerung pflanzte unser Partnerverein Bad Wörishofen, anlässlich 10 Jahre Partnerschaft, am 24.Okt.1999, einen herrlichen Lindenbaum bei der Gedenkkapelle. Zum Trachtenfest im Jahre 2002 wurde rechtzeitig die Sanierung der Kapelle Außenanlage mit 29.Sept. 2001 gestartet. Es wurde unansehnlich gewordene Streucher und Bäume entfernt und ein Lärchen-Bretterzaun neu errichtet.
 
Die größte Sanierung bedeutete die Erneuerung des Kapellendaches. Durch große Unterstützung seitens der OÖ Landesregierung-Kulturabteilung, der Marktgemeinde Neuhofen, vieler Firmen und unserer Vereinsmitglieder, gelang auch dieses Vorhaben.
Hier gelang es Kons. Kühböck Georg sen. mit der Fa. Hatschek, Vöcklabruck Kontakt aufzunehmen und um bestmögliche Unterstützung durch die Fa. Hatschek-Eternit zu erbitten. Durch Ing. Klaus Bader, Fa. Hatschek, wurde die Zusage gemacht die gewünschte Dacheindeckung aus Eternit, abermals kostenlos, zur Verfügung zu stellen und diese auch kostenlos an die Baustelle zu liefern.
 
Unter der Leitung von Obmann Hahn Adam und vieler Vereinsmitglieder wurde diese Sanierungsarbeit am 1.Oktober 2003, mit dem Aufbau des Gerüstes, begonnen. Baumeister Eiber stellte hierfür das Gerüstmaterial, das Sägewerk Gruber, St.Marien, das notwendige Lattenmaterial kostenlos zur Verfügung. Die Marktgemeinde Neuhofen stellte Container für das Material bzw. den Abtransport des alten Daches zur Verfügung. Die Spenglerarbeiten sowie Eindeckung erfolgte schließlich am 3. und 4.Oktober 2003 durch Arbeiter der Fa. Peter Eigner aus Wallern, zum Selbstkostenpreis.
Leider wurden die vorhandenen Gedenkbücher abermals stark frequentiert und stark abgenutz sodass uns Josef Grünbacher (TrV Ottnang) im Jahre 2005 3 weitere Gedenkbücher - Halterungen kostenlos anfertigte.
 

Auch an dieser Stelle allen die zu den Sanierungsarbeiten beigetragen haben ein herzliches Danke!

 

Nicht unerwähnt sollte hier auch bleiben, dass die schon jahrzehnte lange Gestaltung bzw. Beschriftung der Gedenkbücher durch Bernhard Kühböck erfolgt, aber auch dass die Gedenkkapelle Jahr für Jahr durch einige unserer Vereinsmitglieder - abwechselnd Monat für Monat - nunmehr schon seit 1976 - die Betreuung und Wartung unentgeltlich durchführen. Dafür gebührt allen besonders herzlicher Dank. Wir danken nochmals allen Helfern und Spendern für Ihre geleistete Unterstützung, vor allem aber der Fam. Leeb, nunmehr Steininger, für ihr Verständnis und Bereitschaft zum Helfen.